Traditionelle Europäische Naturheilkunde (TEN)

Die TEN wird auch TEM (Traditionelle Europäische Medizin) oder TAM (Traditionelle Abendländische Medizin) genannt und ist das Pendant zur TCM (Trad. Chinesische Medizin) oder zur ayurvedischen Medizin.

Alle drei Begriffe beschreiben dasselbe: Die antike Heilkunde, die auf Hippokrates und Galenos basiert, im Laufe der Zeit weiter entwickelt und an die heutige moderne Zeit angepasst wurde. Sie umfasst diverse Diagnose- und Heilverfahren, Therapiemethoden und naturheilkundliche Heilmittel. Die Basis bildet dabei die Humoralmedizin, die Vier-Säfte-Lehre. Sie ist die Grundlage zur Diagnostik und Therapie und ein TEN-spezifisches Denk- und Arbeitsmodell, ähnlich der Fünfelementenlehre der TCM. Die antiken vier Säfte sind Sanguis (Blut) welches für die warm-feuchte Qualität steht, Phlegma (Schleim) ist kalt und feucht, Cholera (gelbe Galle) warm und trocken und Melancholera (schwarze Galle) steht für kalt und trocken. Dabei geht es um die mengenmässig und qualitativ richtige Zusammensetzung dieser vier Säfte. In der heutigen Welt kennt man noch die Begriffe Melancholiker, Choleriker, Phlegmatiker und Sanguiniker, mit denen man bestimmte Menschentypen assoziiert also ein bestimmtes Temperament haben respektive einer der Kardinalsäfte dominant vorliegt. Dies ist aber nur ein Aspekt unter vielen. Wichtig ist, dass die vier Säfte (Kardinalsäfte) keine Körpersäfte sind. Es sind Wirkprinzipien und haben entsprechend ihrer Zusammensetzung (warm, kalt, feucht, trocken) eine spezifische Wirkung im Organismus oder können bei übermässiger Dominanz Symptome entsprechend prägen. – Wenn diese Säfte unphysiologisch zusammengesetzt oder nicht im richtigen Verhältnis zueinander stehen resultiert daraus Krankheit.

Zur TEN gehört auch die Konstitutionslehre und Konstitutionsmedizin. Jeder Mensch reagiert auf seine eigene Weise auf z.B. Reize aus der Umwelt. Er hat bestimmte Muster, die zum Beispiel bei einer Reaktion auf einen äusseren oder inneren Reiz oder in der Heilungsphase zum Tragen kommen. Diese Eigenschaften, wie auch die Fähigkeiten auf einem Reiz zu reagieren werden unter dem Begriff Konstitution zusammengefasst. Die Konstitution setzt sich also aus den genetischen Anlagen wie auch der durch Verhaltensweisen veränderbaren Epigenetik zusammen. Vor allem bei der Behandlung chronischer Krankheiten ist die Konstitutionsmedizin eines der wichtigsten Instrumente. Unter anderem wird anhand der Irisdiagnose (Augendiagnose) ein spezifisches, zur Konstitution des Patienten passendes, ganzheitliches Therapiekonzept erarbeitet.

Diagnosemethoden der TEN

  • Erhebung der humoralen Qualitäten: Durch Anamnese, Befragung und körperliche Untersuchung wird abgeklärt welche humoralen Qualitäten die aktuellen Symptome hervorrufen und prägen. Welche waren schon während der Kindheit ein Thema? Welche prägen die konstitutionelle Situation?
  • Bestehen Funktions- oder Anpassungseinschränkungen? Welche Organe sind betroffen?
  • Zungenanalyse: Welche humoralen Zeichen zeigt die Zunge?
  • Pulsdiagnostik: Welche humoralen Qualitäten stehen gerade jetzt im Vordergrund?
  • Reflexzonenanalyse, zum Beispiel am Rücken. Was ist auffällig und steht im Zusammenhang mit Symptomen und Krankheitsgeschehen?
  • Irisdiagnostik auch Augendiagnose, Iridiologie genannt: Jede Iris ist einzigartig, wie ein Fingerabdruck. Die Regenbogenhaut mit ihren Pigmenten und ihrer Struktur gibt Hinweise auf Konstitution, Stärken und Schwächen im Organismus. In der Irisdiagnose nach Broy wird vor allem die Säftesituation des Organismus und die Konstitutionen interpretiert. Für die humoralmedizinische Analyse und dementsprechende Therapie stehen unter anderem folgende Punkte im Vordergrund: Säftetransformation (Coctio (Herstellung), qualitativer und quantitativer Zustand und Assimilation), Fliessfähigkeit der Säfte, Fähigkeit der Ausscheidung (Entgiftung) von Stoffwechsel-Endprodukten, pathologischen Säften (Schärfen) und die Kompensationsmechanismen. Die Zeichen hierfür werden v.a. in der zirkulären Topographie sichtbar. Der Blick durchs Irismikroskop erlaubt eine direkte Sicht auf das Bindegewebe des Körpers. Die Forschungen von Prof. Alfred Pischinger belegten die Bedeutung des Interstitiums (interstitielles Bindegewebe, Pischinger-Raum, extrazelluläre Matrix (EZM)) für humorale Ver- und Entsorgung, Regulationsmechanismen des Parenchymgewebes (Organfunktionszellen) und die immunologischen Vorgänge.
    Schon 1954 bewies der Anatom Lang an der Uni Heidelberg (D), dass von allen Organen Nervenverbindungen via Rückenmark, Thalamus und segmental geordnet bis zur Iris führen. Somit können auch Zeichen im Auge segmental, wie in einer Reflexzonenkarte, zugeordnet werden.
  • Biotyp-/Geburtsherrscherbestimmung nach Paracelsus, neu auch Heptopathie (Die Lehre der Sieben) genannt.
  • Analyse der Statik: Fehlhaltungen, Statikverschiebungen, blockierte Wirbel können z.B. Organ-, Verdauungs-, Schlaf-, Gelenkprobleme, Schmerzen usw. verursachen.

Therapiemethoden der TEN

Aufgrund der humoralmedizinischen Analyse und Konstitutionsbestimmung wird ein auf den Patienten zugeschnittener Therapieplan erstellt. Dabei können folgende Therapiemethoden zum Einsatz kommen:

Arbeit mit natürlichen Heilmitteln

  • Erstellen einer Individualrezeptur mit pflanzlichen Urtinkturen (Phytotherapie) und/oder homöopathischen Mitteln. Dabei werden die potenzierten Mittel als sogenannte Funktionsmittel eingesetzt, also funktionelle Homöopathie angewendet. (Im Unterschied zur klassischen Homöopathie.)
  • Schüssler-Salze (Biochemische Mittel nach Dr. Schüssler)
  • Individuelle Teemischungen oder Einzeltees zur Unterstützung der Tropfenmischung
  • Komplexhomöopathische Mittel z.B. von Nestmann, Heel, Dr. Reckeweg, Regena u.a.
  • Spagyrische Einzelmittel z.B. Metalle, Steine, Pflanzen von Aurora-Pharma
  • Gemmotherapie (Knospenmazerate)
  • Ceres- und mft-Urtinkturen

Ernährungstherapie / Diätetik

  • Ernährungsanpassung: Wir schauen zusammen Ihre Ernährungsgewohnheiten an und Sie erhalten Empfehlungen, wie Sie die Ernährung optimieren können, sodass Ihre Konstitution optimal unterstützt wird und die Selbstheilungskräfte mobilisiert werden können. Meist sind das leicht umsetzbare und einfach in den Alltag zu integrierende Veränderungen.
  • Sie erhalten Tipps für eine optimale Lebensführung, damit Ihr persönlicher, innerer Arzt bestmöglich unterstützt wird und Ihr Heilungsweg verkürzt werden kann. Kleine Anpassungen haben oftmals eine grosse Wirkung.
  • Ab und zu erhalten Sie „Hausaufgaben“: zum Beispiel Übungen für Körper, Psyche, emotionale Ebene, Anleitungen für Auflagen, Wickel, Atemübungen, Achtsamkeits- oder Entspannungsübungen usw.

Manuelle Techniken

  • Ausleitungstherapien wie Schröpfen, Baunscheidt, Cantharidenpflaster zur Unterstützung der körpereigenen Ausleitungs- und Entgiftungsfunktionen
  • Diverse manuelle Techniken (z.B. Schröpfmassage, Bowtech, Reflexzonentherapie) um den Säftefluss anzuregen, die Statik zu korrigieren, blockierte Wirbel, Gelenke und verspannte Muskeln zu lösen, reflektorisch auf Organe zu wirken, Nervensystem, Immunsystem und Psyche zu stärken etc.